Anwendungsbereiche
Was macht Erdgas so zuverlässig?
Es ist immer auf Knopfdruck da.
Erdgas ist das Multitalent unter den Energieträgern. In nahezu jedem Bereich ist der Brennstoff einsetzbar – bei der Wärme- und Stromerzeugung, aber auch im Verkehrssektor. Erdgas ist außerdem ein wichtiger Rohstoff für die chemische Industrie.
Deutschland muss für das Erreichen seiner ambitionierten Klimaziele Treibhausgase reduzieren. Erdgas ist wichtiger Bestandteil der Energiewende und trägt schon heute zur Verbesserung der CO2-Bilanz bei: Erdgas hat eine sehr hohe Energiedichte, gleichzeitig ist der CO2-Ausstoß niedriger als bei allen anderen fossilen Energieträgern.
Erdgaskraftwerke können besonders schnell und flexibel hochgefahren werden, sie sichern so die Versorgung, wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint. Die bestehende Gas-Infrastruktur kann außerdem auch für Gase wie Wasserstoff oder Biogas genutzt werden und die Dekarbonisierung der Energiewirtschaft nachhaltig vorantreiben.
Im Jahr 2020 sicherte Erdgas fast 27 Prozent des gesamten Primärenergieverbrauchs in Deutschland. Der Anteil von Erdgas stieg im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent.
Deutschlands Energiemix.
Erdgas im Wärmemarkt
Wie heizt Deutschland? Gas- und Ölheizungen sind am weitesten verbreitet …Erdgas im Strommarkt
Deutschland setzt bei der Stromversorgung auf verschiedene Energieträger …Erdgas im Verkehrssektor
Circa 20 % der deutschen Treibhausgasemissionen gehen auf den Verkehrssektor zurück …Smarte Energielösungen
Equinor verfolgt innovative und ambitionierte Lösungswege, um dieser Herausforderung …Was entsteht, wenn man Erdgas verbrennt?
Viel Wärme, viel Strom und wenig CO2.
Eine wohlig warme Wohnung ist ein Grundbedürfnis. Aber wie heizt Deutschland? Gas- und Ölheizungen sind am weitesten verbreitet: die Hälfte der Wohngebäude wird mit Erdgas beheizt, etwa 25 % mit Öl. Weiter im Einsatz sind Fernwärme, Biomasse und Strom.
Anteile der genutzten Energieträger
Wer profitiert von Erdgas im Heizungskeller?
Zuerst der Hausbesitzer, dann das Klima.
Gas-Brennwertkessel gehören zu den seit langem erprobten, kostengünstigen und besonders effizienten Heiztechniken. Sie nutzen den eingesetzten Brennstoff nahezu vollständig. In Gas-Wärmepumpen wird die Brennwerttechnik mit der Nutzung von Umweltwärme gekoppelt, was die Effizienz weiter steigert. Weitere Hocheffizienz-Technologien sind Strom erzeugende Heizungen, die das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) nutzen, sowie Brennstoffzellen.
In den großen Ballungsräumen kommt häufig Fernwärme zum Einsatz. Heizkraftwerke erzeugen die nötige Wärme, welche über Leitungen in die Häuser kommt. Viele Heizkraftwerke produzieren dank KWK neben Wärme auch Strom – somit wird der Brennstoff optimal genutzt. Besonders klimafreundlich sind gasbetriebene KWK-Anlagen. Daher unterstützt die Bundesregierung den Umstieg von Kohle zu Gas in der KWK mit einer eigenen finanziellen Förderung.
Moderne Heiztechnologien sorgen für Klimaschutz. Fast die Hälfte aller Heizanlagen in Deutschland sind älter als 20 Jahre, lediglich 25 % entsprechen dem Stand der Technik. Wer eine veraltete Anlage durch einen hocheffizienten Gas-Brennwertkessel ersetzt, kann seinen Energieverbrauch und seine Emissionen um bis zu 40 % reduzieren. Ein Umstieg von Heizöl zu Erdgas bringt noch größere Einsparungen.
Mit der Brennstoffzelle steht außerdem eine weitere hocheffiziente Gas-Technologie zur Verfügung. Mit der Umwandlung von Erdgas in thermische und elektrische Energie können Wärme, Strom und Warmwasser dezentral und unabhängig produziert werden. Das hilft dem Klima und schont den Geldbeutel!
„Viele Menschen denken beim Thema Energie zuerst an Strom – doch auch im Wärmemarkt wird viel Energie verbraucht. Mit dem Umstieg auf eine hocheffiziente, moderne Gasheizung sinken die Emissionen und die Energierechnung. Gastechnologien sind außerdem besonders vielseitig: Eine Erdgasheizung lässt sich perfekt mit erneuerbaren Energien, zum Beispiel Solarthermie, kombinieren. Brennstoffzellen, die heute noch Erdgas nutzen, können morgen auf emissionsfreien Wasserstoff umstellen."
Industrielle Prozesse brauchen Wärme.
Erdgas ist ein wichtiger Energieträger für die deutsche Industrie: Etwa 35,3 % des in Deutschland jährlich eingesetzten Erdgases wird in diesem Sektor gebraucht. Der größte Anteil davon wird in der Industrie zur Wärmeerzeugung genutzt. Die sogenannte Prozesswärme ist notwendiger Bestandteil vieler Herstellungsprozesse.
Insbesondere Branchen, die eine präzise regelbare und konstante Wärmezufuhr benötigen, greifen aus guten Gründen auf Erdgas zurück. Dies ist unter anderen bei der Produktion von Glas, Porzellan oder Autoteilen der Fall. Andere industrielle Prozesse benötigen extrem hohe Temperaturen, die durch Strom kaum effizient zu erreichen wären: Die Stahlproduktion beispielsweise benötigt Temperaturen von bis zu 3.500°C. Auch zur industriellen Stromerzeugung und in vielen Prozessen der chemischen Industrie findet Erdgas Anwendung.
Erdgasabsatz nach Verbrauchergruppen.
ab 2008 in Mrd. Kilowattstunden
Wer sorgt für klimafreundlichen Strom?
Der richtige Energiemix.
Deutschland setzt bei der Stromversorgung auf verschiedene Energieträger. 2021 lieferte Kohle rund 28,1 % des Stroms, erneuerbare Quellen wie Sonne, Wind, Wasser und Biomasse rund 39,7 %. Aus Erdgas wurden etwa 15 % des Stroms gewonnen.
In den letzten Jahren ist der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix nahezu kontinuierlich gestiegen, gleichzeitig sinkt der Anteil von Kohlekraftwerken an der deutschen Stromerzeugung. Die Stromversorgung durch Gaskraftwerke nahm dagegen in den meisten Jahren zu.
Gaskraftwerke sind die perfekte Ergänzung zu erneuerbaren Energien: Sie stoßen im Vergleich zu Kohlekraftwerken deutlich weniger CO2 aus und können flexibel hoch- und runtergefahren werden. Gaskraftwerke können somit die witterungsbedingten Schwankungen von Solar- und Windenergie bestens abfangen. Denn ein Energiemix auf Basis von Wind, Sonne, Biomasse, Wasser und Erdgas ist deutlich CO2-ärmer als der heutige Mix.
Bruttostromerzeugung nach Energieträgern 2021
Im Jahre 2021 wurden circa 588,1 TWh Strom in Deutschland verbraucht. An einem sonnen- und windreichen Tag 2022 konnten erneuerbare Energien sogar 93 % des gesamten Strombedarfs decken. An windstillen, bewölkten Tagen produzieren die erneuerbaren Energien jedoch nur sehr wenig Strom (Stichwort „Dunkelflaute“).
Deutschlands Klimaziele sind ambitioniert: Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um 65 %, bis 2040 um 88 % gesenkt werden (jeweils im Vergleich zu 1990). Bis 2045 strebt Deutschland die Treibhausgasneutralität an. Demgegenüber steht der CO2-Ausstoß, der in den vergangenen Jahren nicht schnell genug gesunken ist, um diese Ziele zu erreichen. Sollen die Klimaziele für 2030 noch erreicht werden, müssten die jährlichen CO2-Einsparungen Jahr für Jahr verdoppelt werden. Dazu benötigen wir Technologien, die sofort und im großen Stil eingesetzt werden können. Ein verstärkter Einsatz von Erdgas könnte helfen, die Zielvorgaben schnell und kosteneffizient zu erfüllen. Hinzu kommt, dass die vorhandenen großen Kapazitäten des Gasnetzes Versorgungsengpässe abfedern können – ohne den teuren Neubau von Infrastruktur.
Wie fährt man richtig in Richtung Energiezukunft?
Ganz bequem mit Erdgas.
Circa 20 % der deutschen Treibhausgasemissionen gehen auf den Verkehrssektor, insbesondere den Straßenverkehr, zurück. Dazu kommen Emissionen von Schwefeldioxid, Stickoxiden, Kohlenmonoxid, flüchtigen organischen Verbindungen und Feinstaub. Die Emissionen im Verkehr sind, im Vergleich zu 1990, kaum gesunken.
Im Vergleich zu einem Benziner stößt ein Erdgasauto 20 % und gegenüber einem Diesel rund 10 % weniger CO2 aus. Erdgasautos emittieren keine Partikel und kaum Stickoxide. Erdgas kann daher erheblich dazu beitragen, die Schadstoffbelastung in urbanen Zentren in den Griff zu bekommen. Nicht zuletzt reduzieren Erdgasautos – genau wie ihre elektrischen Verwandten – den Geräuschpegel in den Städten ganz erheblich: Mit Erdgas betriebene Motoren sind deutlich leiser und sorgen so gerade in Ballungszentren für weniger Straßenlärm.
Im Schwerlastverkehr wird die Verkehrsleistung bis 2030 sogar um 39 % wachsen (im Vergleich zum Jahr 2010). Bereits jetzt ist der Straßengüterverkehr für knapp ein Viertel der Emissionen des Verkehrssektors verantwortlich. Wenn die Emissionen des Verkehrssektors nachhaltig und schnell gesenkt werden sollen, bieten alternative Kraftstoffe wie Erdgas und LNG eine wettbewerbsfähige und sofort verfügbare Alternative. LNG-LKWs sind nicht nur umweltweltfreundlicher und günstiger im Unterhalt, sondern auch deutlich leiser als Fahrzeuge mit Dieselantrieb. Auch bei der Reichweite sind LNG-LKW wettbewerbsfähig und können mit konventionellen Fahrzeugen mithalten.
Ein großer Wachstumsmarkt ist außerdem die Schifffahrt: Frachter, aber auch Kreuzfahrtschiffe werden zunehmend auf LNG umgestellt. Equinor selbst betreibt mehrere LNG-Versorgungsschiffe. Damit tragen wir dazu bei, die Küstenluft rein zu halten und erhöhen die Energieeffizienz unserer Förderung.
Emissions-Einsparpotenzial von Erdgas als Kraftstoff gegenüber Benzin und Diesel.
Die Erdgasinfrastruktur ist in Deutschland zudem gut ausgebaut – es gibt etwa 900 öffentlich zugängliche Erdgastankstellen. Knapp 100.000 Fahrzeuge mit Erdgasantrieb fahren derzeit auf deutschen Straßen. Allein 2020 wurden in Deutschland fast 7.000 Erdgas-Fahrzeuge neu zugelassen.
PKW, aber auch Busse und LKW können mit Erdgas umweltfreundlich Menschen und Waren von A nach B bringen. Busse, die mit Erdgas oder verflüssigtem Erdgas (LNG) angetrieben werden, werden in vielen Orten Deutschlands bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt und ermöglichen es, den öffentlichen Nahverkehr energieeffizient, sauber und kostengünstig zu gestalten.
„Auch im Verkehrsbereich bietet Erdgas naheliegende Vorteile: niedrigerer CO2-Ausstoß, wenig Stickoxide und kaum Feinstaub. Wer mit Erdgas fährt, schont das Klima und die Umwelt."
Wie gestaltet man die Zukunft der Energie?
Mit den Energieträgern der Zukunft.
Das gesamte Energiesystem erfolgreich zu dekarbonisieren ist die zentrale Herausforderung unserer Zeit.
Equinor verfolgt innovative und ambitionierte Lösungswege, um dieser Herausforderung gerecht zu werden. Dabei stellen die vier Energiesektoren – Wärme, Strom, Verkehr und Industrie – ganz unterschiedliche Anforderungen an eine erfolgreiche Dekarbonisierung.
Bei einfach zu dekarbonisierenden Bereichen sollte den erneuerbaren Energien immer der Vorzug gegeben werden. Batterien sollten überall dort eingesetzt werden, wo es möglich ist. PKWs können beispielsweise effizienter mit Batterien, als mit Wasserstoff, betrieben werden.
Allerdings stoßen Batterien an vielen Stellen an ihre Grenzen. Für große Anlagen sind sie oftmals nicht geeignet. Ein Kreuzfahrtschiff mit Elektroantrieb könnte mit einer Aufladung nur wenige Kilometer fahren, bei einer Betankung mit LNG oder zukünftig flüssigem Wasserstoff könnte eine Tankladung aber für die gesamte Reise ausreichen. Ähnlich ist es im Stromsektor. Auch wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, benötigt insbesondere die Schwerindustrie zuverlässige und regelbare Energie – rund um die Uhr.
Auch die anspruchsvollen saisonalen Schwankungen im Wärmesegment können durch die hervorragende Speicherfähigkeit des Gasnetzes ausgeglichen werden. In einem kalten Winter verbrauchen europäische Haushalte bis zu 1.500 TWh mehr Energie, als in einem warmen. Diese Kapazitäten müssen gesichert und vorgehalten werden – dies gelingt mit Wasserstoff und anderen grünen Gasen besser als mit Stromspeichern.
Für eine schnelle und effiziente Dekarbonisierung aller Sektoren können wir also nicht warten bis neue Technologien gefunden oder zur Marktreife entwickelt sind, sondern müssen schon heute einen breiten Mix an Maßnahmen anwenden. Nur im Zusammenspiel von allen verfügbaren Möglichkeiten können wir die gesteckten Klimaziele erreichen.