Zero Carbon Humber: So soll in Großbritannien das weltweit erste klimaneutrale Industriecluster entstehen

Der Anteil der erneuerbaren Energien im Strommix steigt kontinuierlich, 2020 haben die Erneuerbaren sogar erstmals fossile Brennstoffe überholt. Für den Erfolg der Energiewende ist jedoch nicht nur der Stromsektor relevant.
Es ist entscheidend, wie schnell und sicher wir die gesamte Wirtschaft dekarbonisieren können. Der Aufbau einer Wasserstoffindustrie und der Einsatz von Carbon Capture und Offshore-Storage (CCOS) werden dabei eine wichtige Rolle spielen.
Wie das möglich ist, wollen Equinor und elf weitere Partner mit dem „Zero Carbon Humber“-Projekt zeigen: Gemeinsam legten sie einen Projektplan für die Dekarbonisierung der größten und kohlenstoffintensivsten Industrieregion Großbritanniens vor. „Zero Carbon Humber“ umfasst dabei mehrere Einzelprojekte:
- Das von Equinor geleitete Wasserstoffprojekt H2H Saltend (Hydrogen to Humber Saltend) im Saltend Chemicals Park nahe der Stadt Hull plant die weltweit größte Anlage für die Produktion von blauem Wasserstoff
- Das britische Unternehmen National Grid Ventures entwickelt ein Transportnetz mit Wasserstoff- und CO2-Pipelines, das den Saltend Chemicals Park mit weiteren Industriestandorten in der Humber-Region verbinden soll. So können diese ihrerseits auf Wasserstoff umsteigen oder ihre Emissionen abscheiden können.
"H2H Saltend wird es den Industriekunden im Park ermöglichen, vollständig auf Wasserstoff umzusteigen, und das dortige Kraftwerk auf ein 30-prozentiges Wasserstoff-Erdgas-Gemisch umzustellen. Die Emissionen des Saltend Chemieparks werden so um fast 900.000 Tonnen CO2 pro Jahr reduziert", sagt Daniel Sadler, UK Director of Low Carbon Strategy bei Equinor.
Die CO2-Emissionen von H2H Saltend und den anderen Humber-Standorten sollen über eine Pipeline nach Easington an der Küste von Yorkshire, transportiert werden. Von dort gelangt das CO2 an seinen endgültigen Offshore-Speicherort unter der Nordsee des britischen Kontinentalschelfs. Die Infrastruktur für Offshore-Transport und Speicherung wird von einem Konsortium internationaler Energieunternehmen, darunter Equinor, entwickelt.
Wasserstoff ein Alleskönner
Aufgrund seiner Vielseitigkeit wird Wasserstoff für die Energiewende in Deutschland von entscheidender Bedeutung sein. Wasserstoff kann: Energie speichern, um etwa saisonale Flauten in der Wind- oder Solarstromerzeugung zu überbrücken; Schwerlasttransporte wie Schiffe, Lastwagen und Züge antreiben; fossile Brennstoffe in energieintensiven Industrien wie der Stahlerzeugung ersetzen; und eine saubere und flexible Alternative in der Stromerzeugung sein.
Für die klimafreundliche Umstellung der Wirtschaft sind vor allem blauer und grüner Wasserstoff entscheidend. Grüner Wasserstoff wird mittels Elektrolyse unter Einsatz von Wasser und erneuerbarem Strom produziert, während blauer Wasserstoff durch Dampfreformierung auf Erdgasbasis hergestellt wird. Die dabei anfallenden CO2-Emissionen werden abgeschieden und sicher gespeichert – zum Beispiel unter dem Meeresboden der norwegischen Nordsee (CCOS). Die Anwendung von CCOS wird von großer Bedeutung sein, wen Deutschland und Europa ihre CO2-Emissonen bis 2050 auf Netto-Null reduzieren wollen. Darin sind sich viele Experten, darunter die Internationale Energieagentur (IEA) und der britische Ausschuss für Klimawandel, einig.
Mehr zum Projekt erfahren Sie hier im Video:
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